Ein Bonmot des polnisch-französischen Schachspielers Dr. Savielly Tartakower (*21.02.1887 in Rostow am Don, †05.02.1956 in Paris) besagt, dass im Schach derjenige gewinnt, der den vorletzten Fehler begeht. Gerth und Vogel konnten das eindrucksvoll widerlegen: nach gröbsten Schnitzern auf beiden Seiten, gewann derjenige, der die letzten beiden Fehler nicht beging. Das war also das Elfmeterschießen: wer nicht verwandelt kann nicht gewinnen.
Damit ist die Vereinsmeisterschaft – eigentlich – vorbei. Es gewinnen Nidens und Vogel mit 7,5 Punkten aus 9 Partien. Zwar gäbe es nach Zweit- und Drittwertung einen Gewinner, jedoch wurde im letzten Jahr beschlossen, dass bei Gleichstand in einem Wettbewerb Stichkämpfe mit der nächstniedrigeren Bedenkzeit, hier also Schnellschach, gespielt werden. Diese werden nächste Woche ausgetragen.
Den letzten Podestplatz sicherte sich Schuster mit 6 Punkten vor Emrich(!) und Herold, beide 5,5. Gerth knackte mit 5 aus 9 gerade noch die 50 % Marke vor vier weiteren Teilnehmern. Die Abschlusstabelle und alle Einzelergebnisse sind inzwischen auf der Turnierseite veröffentlicht.
Nachtrag 1: Auch die DWZ-Auswertung ist bereits erfolgt und kann hier nachgesehen werden. Die meisten Veränderungen hielten sich im Rahmen, aber es gab auch deutliche Abweichungen von fast 50 Punkten nach oben und nach unten.
Nachtrag 2: Am 05. Dezember wurde – gleich nach dem Abgeben der Pokale zum Gravieren – der Stichkampf zwischen Nidens und Vogel in Form zweier langer Schnellschachpartien (25+10) ausgekämpft. Vereinsmeister wurde letzterer mit zwei Siegen. In der ersten Partie drückte Weiß, hier die kritische Stellung:

Weiß entkorkte hier 24. Sxd4! Natürlich scheitert exd4 an 25. Te6 mit der Idee Txg6 nebst Txg7 und das Matt auf h7 bzw h6 ist nicht zu decken. Auch 24. .. Sf6 25. Sxc6 Sxh5 26. Sxb8 ist keine Option. Nach 24. .. Da4 machte Weiß eben nicht mit 25. Se6 Tfc8 (was sonst) 26. Sxg7! den Sack zu, sondern deckte kleinmütig mit Sc2 den unwichtigen b4, verspielte in der Folge den Vorteil, verlor sogar den Mehrbauern. In unklarer Stellung konnte – nach einem passiven Springerrückzug von Schwarz – Weiß einen Turm für zwei Leichtfiguren geben, ohne dass ein Schach möglich war. Bei der Vorbereitung eines Dauerschachs übersah Schwarz – in bei beiderseits auf anderthalb Minuten abgelaufener Zeit – ein einzügiges Zwischenmatt. Im Rückkampf verlor Weiß durch einen Überseher bereits in der Eröffnung einen Bauern. Für den Übergang ins Endspiel akzeptierte Schwarz zwei Doppelbauern. Aber Weiß hatte Entwicklungsprobleme mit dem Springer auf b1. Ihn ins Spiel zu bringen kostete einen zweiten Bauern.

Hier spielte Weiß (nach dem Manöver Sb1-d2-f3-d4) das listige Te1 mit der Idee Sf5+ samt Figurengewinn. Der schwarze Monarch zog sich deshalb nach f8 zurück und nach der Zugfolge g3 f5 nebst Kg2 Lg7 deckte Weiß den Sd4 mit Ted1, was nach Lxd4 Txd4 nicht den b4 gewinnt, sondern nach Txb3 einen dritten Bauern verliert, so dass Weiß nach Th4 Kg7 in aussichtsloser Stellung die Waffen streckte.