Stuttgarter Stadtmeisterschaft

  

obwohl zumindest zwei Böckinger über Himmelfahrt schachlich nicht untätig waren, war in Ditzingen keiner von uns dabei.

Warum dann ein ausführlicher Bericht? Weil es aus (ex-) Unterländer bzw. nordbadischer Sicht viel Erfreuliches zu berichten gibt. Die Rangliste der A-Gruppe wurde von vier Großmeistern – alle mit einer Zahl von über 2500 – angeführt. Dann folgte ein Sprung, denn die Oberliga- und Verbandsligaspieler, die bis Platz zehn folgten, waren mehr oder weniger deutlich über 2300, der sympathische Eppinger Richard Dudek lag mit seinen 2231 nur auf Setzlistenplatz 13.

Da lag die Vermutung nahe, dass die vier GM  untereinander remisieren und nach unten gewinnen und so den Titel unter sich ausmachen. Aber so lief es nur in den ersten drei Runden: da hatten die GMs wie erwartet nach unten alles gewonnen – Thilo Kabisch meinte, dass er gegen Kryavkin chancenlos verloren hätte, der andere lokale Leidtragende war Simon Degenhard gegen GM Ikonnikov. So gab es in Runde 4 gab es zwei Paarungen GM – GM und die wurden beide entschieden: Turov drückte gegen Maiorov auf der zunächst  halboffenen später offenen c-Linie, die eingdrungenen Türme konnten nur auf Kosten eines Bauers abgefangen werden und während auf Patzerniveau alle Turmendspiele remis sind, wird das sauber vollstreckt: gut 20 Züge nach dem Bauerngewinn stand es 1-0. Stammgast Ikonnikov, für  Bad Mergentheim spielend, hatte ein Läuferendspiel mit beiderseits drei Bauern zu verteidigen, wobei ein gegnerischer Landwirt seinen Gegenüber samt einem Hinker (ja ich habe mal Kmoch gelesen) auf seiner Läuferfarbe festlegte und schwuppdiwupp stand es nach 106 Zügen 0-1 für Kryavkin. So schaffte Enis Zuferi nach vier Runden bei einem abgegebenen Remis der zwischenzeitliche Sprung auf den ungeteilten dritten Platz.

Während sich die beiden führenden GMs in Runde 5 in 11 Zügen nicht wirklich weh taten, hielt Zuferi mit Schwarz gegen Ikonnikov in einem Grünfeldinder, der zwischenzeitlich beinahe zu einem QGD-Minoritätsangriff mutierte, durch aktives Spiel nach eigener Aussage locker remis. Von den Verfolgern gewannen Ortmann (SC Böblingen), Kabisch (Schmiden) und Dudek (Eppingen)

Da in Runde 6 an den vorderen Brettern Turov gegen Dudek, Zuferi gegen Poysti und Kabisch gegen Ortmann gewannen, während an zwei Maiorov und Kryavkin remisierten, gab es für die Schlußrunde an den ersten vier Brettern vier GMs und dreimal die Konstellation GM gegen Oberliga:

Hier die Ergebnisse der ersten Bretter der 7. Runde

Tisch TNr Teilnehmer Titel Punkte TNr Teilnehmer Titel Punkte Ergebnis
1 10. Kabisch,Thilo   (5) 1. Turov,Maxim GM (5½) 1 – 0
2 2. Kryakvin,Dmitry GM (5) 6. Zuferi,Enis FM (5) 1 – 0
3 9. Ortmann,David FM (4) 4. Maiorov,Nikita GM (4½) 0 – 1
4 3. Ikonnikov,Vyacheslav GM (4) 25. Klings,Peter   (4) 1 – 0
5 21. Migl,Dieter   (4) 8. Koepke,Christian IM (4) 1 – 0
6 54. Poysti,Nathanael   (4) 11. Pogan,Nikolas FM (4) ½ – ½
7 13. Dudek,Richard   (4) 31. Gabriel,Josef   (4) 1 – 0
8 15. Latzke,Boris   (4) 19. Maisch,Julian   (4) ½ – ½
9 18. Degenhard,Simon FM (4) 61. Schönhof,Timo   (4) 1 – 0

Von unten nach oben betrachtet: was fällt auf?
1.) Simon Degenhard ist FM – den Titel gab es von den Eltern zum Geburtstag, die Zahl musste er sich selbst erspielen. Mit seinem Sieg wird er bester Jugendlicher, aber nimmt lieber den höher dotierten Preis, so dass für den Vereinskollegen noch Platz 3 der Jugendwertung über bleibt.
2.) an Brett 7 trafen die beiden Kandidaten für die Seniorenwertung aufeinander: der Gewinner bekommt Preisgeld, der Verlierer gewinnt die Seniorenwertung. Glückwünsche sowohl an den gerne angreifenden Josef Gabriel, wie auch an Richard Dudek!
3.) an 6 konnte Nikolas Pogan zwar nicht gewinnen, dafür hat er in der Zwischenzeit in Limburg (NL) in der ersten Runde gegen GM Dambacher (2503) remis gehalten.
4.) Dieter Migl gewinnt gegen IM Köpke und sichert sich den Fresskorb für den besten Stuttgarter.
… und dann kommen vier Duelle GM gegen Verfolger und wider Erwarten gewinnt der (ehemalige) Obergruppacher Kabisch sehenswert gegen GM Turov: gegen einen GM die Qualle nicht mitzunehmen sondern selbst zu opfern, da gehört deutlich mehr dazu, als zu wissen, wie die Figuren ziehen. Harald Keilhack hat die entscheidenden beiden Partien – hätte Zuferi gegen Kryavkin mit Schwarz remis halten können, so wäre Thilo alleiniger Sieger geworden, aber so kommt halt der Spruch mit der Fahrradkette – in der Schachecke der Stuttgarter Zeitung ausführlich analysiert:

Harald Keilhack: Schachecke der Stuttgarter Zeitung über SVW-Pressespiegel

Geteilter Turniersieg, Zweiter nach Wertung, und ein 2600-er Skalp für die Trophäensammlung – eine tolle Leistung von Thilo!