8 Feldherren im Berliner Kandidatenfinale

  

Wo früher Schweinehälften lagerten, kämpften vom 10. – 27.03.2018 in einem doppelrundigen Turnier im Kühlhaus 8 Großmeister um das Recht, den amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen im November 2018 herausfordern zu können. Der Veranstaltungsort war doch schon sehr puristisch und dem ehemaligen Zweck der Baulichkeit kühl angepasst.

Höhlenartiger Hintereingang zum Kühlhaus.

Durch den höhlenartigen Hintereingang gelangte man in dumpfe, dunkle Räume, wo eine Taschenlampe sinnvoll wäre, um den weiteren Weg zu finden. An der Registrierungstheke gab es null Informationsmaterial zum Turnier in Form von Broschüren etc.. Auch war nirgends die Präsenz des deutschen Schachbundes zu sehen, bzw. waren irgendwelche Schachhändler anwesend. Wer einen Kaffee trinken wollte, wurde zur Tanke um die Ecke geschickt. Der Veranstalter, die russische Firma World Chess, hoffte wohl, dass Berlin, wie in der Vergangenheit, ein Zugpferd sein könnte. So weit so schlecht, was nicht funktionieren konnte, weil die Eintrittspreise einfach zu hoch waren. Im Glauben an ein tolles Angebot kauften Hansjörg Herold und Klaus-Dieter Mayer für die Schlussrunde am 27.03.2018 eine VIP-Karte zu einem utopisch hohen Preis. Das alleinige Positive gegenüber der Standardkarte war, dass wir nicht von oben auf die Spieler herabschauen mussten, und im VIP-Bereich gepolsterte Sessel zum Verfolgen  der Matches auf dem Bildschirm hatten. Fazit: purer Nepp, ohne irgendwelchen Service. World Chess möchte Schach groß herausbringen und vermarkten, wird aber daher zuverlässig an sich selber scheitern.

Die gewöhnungsbedürftigen Bedingungen im Kühlhaus haben immerhin nicht zu schlechtem Schach geführt. Vor den beiden letzten Runden, die wir verfolgen konnten, gab es viele aufregende Partien wie lange nicht mehr. Spannend war es für uns deshalb, weil noch 5 Spieler Aussichten auf den Sieg hatten. In Führung lag zu diesem Zeitpunkt nach Wertung Sergej Karjakin mit 7 Punkten vor Fabiano Caruana, der ebenfalls 7 Punkte hatte. Nun zeigte sich wie cool der 25-jährige Italo-Amerikaner im Kühlhaus war. Während Karjakin sich mit zwei Remis-Partien um den Sieg brachte, wehrte Caruana einen Angriff von Aronjan erfolgreich ab, und ließ Grischuk in einer Positionspartie keine Chance. Ein verdienter und klarer Turniersieg für Caruana.

Im Anschluss ging es dann für Fabiano weiter nach Karlsruhe zum Grenke Chess Classic. Hier traf er dann gleich in der ersten Runde am 31.03.2018 auf Magnus Carlsen. Mit einigem Glück konnte Fabiano sich in dieser Partie ins Remis retten.